Auch wenn der Test zunächst etwas ungewöhnlich erscheint.
Wir haben tatsächlich ein Klapprad in der Praxis getestet. Und zwar von B’TWIN das Modell TILT 720 in der Farbe schwarz.
Wie man als Mountainbiker zum Klapprad kommt und wie sich das Klapprad im Test geschlagen hat, all dass erfahrt ihr im folgenden Testbericht.
Die Vorgeschichte
Eigentlich bin ich ja meistens mit einem Centurion Fully im Wald unterwegs. Im Grunde ein Terrain, auf welchem man mit einem Klapprad nur im äußersten Notfall fahren würde.
Aber, wir haben das Klapprad ja auch nicht im Wald getestet.
Als leidenschaftlicher Camper ist man nun mal viel unterwegs und man möchte nicht in jedem Urlaub sein MTB mitnehmen. Letztendlich kommt es ja auch auf das Urlaubsziel an.
Zudem fährt man je nach Campingplatzgröße auch mal zur Rezeption oder zum Brötchen holen und auch da will man nicht immer das MTB nutzen.
Daher haben wir das B’TWIN Klapprad als Urlaubsrad für den Campingplatz ins Auge gefasst und auch nach diesen Kriterien getestet.
Die Fakten zum Klapprad
Thema | Info |
---|---|
Rahmen | 6061er Aluminium mit patentiertem Pop-Up-Faltsystem und einer lebenslangen Garantie auf den Rahmen. |
Gabel | Sehr leichte Gabel aus 6061er Aluminium mit lebenslanger Garantie darauf |
Antrieb | Cleanride-Antrieb mit Carbon-Antriebsriemen: sehr sauber, da ohne Fett, leicht und völlig geräuscharm. |
Schaltung | Integrierte 3-Gang-Nabenschaltung SRAM I-Motion 3 mit Drehgriffschalter. Strecke in Metern pro Pedalumdrehung: 308 bis 545 cm. |
Bremsen | V-Brakes, Alu-Bremshebel, Bremssockel aus Stahl |
Vorbau/Lenker/Steuersatz | Flacher Lenker aus Aluminium. Lebenslange B’TWIN-Garantie auf den Vorbau. Dichter, halbintegrierter Steuersatz. Abstand Sattel – Lenker: 610 mm Abstand Sattel – Pedale: 650 bis 1020 mm. |
Sattel/Sattelstütze | Easyclamp-Schelle zum einfachen Einstellen der gewünschten Sitzhöhe bei minimalem Kraftaufwand, TILT-Sattelstütze aus Aluminium mit Hebel zum Entriegeln des Faltsystems. |
Laufräder | Schwarze 20-Zoll-Felgen aus eloxiertem Aluminium mit abgedrehten Bremsflanken |
Reifen | B’TWIN 20×1,95 Skinwall |
Tretkurbel | 170-mm-Tretkurbel aus Aluminium mit Schutzkappen inkl. Faltpedalen |
Beleuchtung | Light-In-System für maximalen Diebstahlschutz in den Rahmen integrierte, verschraubte LED-Frontleuchte (10 Lux). Leuchtdauer: 13 Stunden, 3 R03-Batterien (AAA). In die Easyclamp-Schelle integrierte, verschraubte LED-Rückleuchte. Leuchtdauer: 35 Stunden, 2 CR2032-Batterien. |
Maße in cm | Gefaltet: 46 × 80 × 66 auseinandergefaltet: 59 × 111 × 150 |
sonstige Ausstattung | Schutzblech, Schutzhülle (8328468), Ständer (8303075) und Gepäckträger (8328464) sind optional erhältlich. |
Preis | 499,90 € |
Geeignet für Körpergröße | 145 bis 195 cm |
max. Belastung | 100 kg |
Gewicht | 13,8 kg |
Das Klaprad in der Praxis
Die Verarbeitung
Von der Vearbeitung her konnten wir keine Mängel feststellen.
Das Faltsystem läuft zwar noch etwas schwergängig, dies dürfte sich aber im Laufe der Zeit noch bessern, wenn man es öfters in Gebrauch hat.
Letztendlich wird sich im Dauertest zeigen, wie die Verarbeitung ist.
Daher würden wir einfach im Herbst 2016 einen weiteren Bericht nachschieben, wenn wir das Klapprad länger im Betrieb hatten.
Pop-Up-Faltsystem
Der Hebel zum Öffnen und Schließen des Scharniers für die Faltfunktion befindet sich unter dem Sattel. Das ist insofern praktisch, als dass man sich nicht bücken muss um irgendwelche Hebel zu öffnen.
Am besten stellt man sich links neben das Klapprad, hält mit der linken Hand den Lenker fest und betätigt mit der rechten Hand den Hebel zum Betätigen.
Die linke Seite als Standposition ist insofern wichtig, da das Rad sich dann nach rechts vorne weg- bzw. zusammenklappen lässt.
Wir haben festgestellt, dass es am einfachsten ist, mit dem rechten Fuß, nach Betätigen des Hebels, unten am Rahmen gegen das Scharnier zu drücken um diesen Punkt zu öffnen.
Dann schiebt man im Grunde mit der rechten Hand (welche sich hinter dem Sattel befindet) das Hinterrad nach vorne und zwar rechts am Vorderrad vorbei.
Danach noch am Lenker die Verriegelung öffnen und diesen nach unten klappen. Diese Verriegelung ist leider etwas ungeschickt gelöst worden, da man zum einen erst den roten Hebel nach unten schieben muss, um dann gleichzeitig den Knopf zu drücken, was mit einer Hand doch sehr schwierig ist.
Witziger Weise ist in der Bedienungsanleitung zum Klapprad angegeben, dass man mit dem Daumen der rechten Hand den einen den Hebel bedient und mit dem Daumen der linken Hand dann auf den Knopf drückt.
Fraglich mit welcher Hand ich dann den Lenker abklappen soll!!!
Der Transport
Zusammengefalltet hat das Klapprad noch die Maße 46cm× 80cm × 66cm.Im Grunde könnte man es jetzt einfach in den Kofferraum packen, festbinden und los gehts.
Wir für unseren Teil haben dem Klapprad vorab aber noch eine Transportbox spendiert, in welcher man dann auch noch neben Helmen weitere Kleinteile mittransportieren kann.
Klar, braucht es im Grunde nicht, aber bei den neuen Fahrzeugen hat man im Kofferraum meist empfindliches Plastik verbaut (Danke an dieser Stelle an die Fahrzeuginterieur-Designer) und man braucht dann ein paar alte Decken oder ähnliches um das Fahrzeug selber oder das Klapprad vor Beschädigungen zu schützen.
Dann sollte man noch über geeignete Fixierpunkte im Kofferraum verfügen, was bei manchen Fahrzeugen auch nicht immer der Fall ist.
Deswegen haben wir eine Transportbox gebaut und diese auf den vorhandenen Bodenschienen im T5 befestigt. So ist die Box selber mit dem Fahrzeug verbunden und das Klapprad in der Box sicher verstaut.
Das Fahren mit dem Tilt 720
Es ist irgendwie schon ein witziges Gefühl, wenn man zum ersten Mal auf dem Klapprad sitzt und über den Campingplatz fährt. Man fällt auf, keine Frage.
Das Klapprad fährt sich aber erstaunlich gut und auch die Schaltung verrichtet ohne Probleme ihren Dienst.
Natürlich ist das Fahren auf dem Campingplatz keine Herausforderung, egal für welches Rad.
Also haben wir mit dem Tilt 720 auch die ein oder andere kleine Radtour gemacht.
Auf geteerten Radwegen, Schotter- oder Feldwegen ist das Fahren mit dem Klapprad kein Problem. Die 20″ Laufräder nehmen diverse Unebenheiten gut auf und auch der Rahmen ist laut Hersteller so konzipiert, dass er diverse Stöße aufnehmen kann.
Auch auf längeren Touren (über 10 km) ist das Klapprad gut zu fahren und der Sattel ist bequem.
Für Kinder ist das Klapprad natürlich auch ein Hit. Auf dem Campingplatz mussten ab und an darum streiten, wer jetzt fahren darf.
Hier sollte man aber neben der Körpergröße der Kinder (laut Hersteller ab 145cm) auch darauf achten, ob diese mit der etwas ungewöhnlichen Bremshebelposition klar kommen bzw. die Bremshebel überhaupt erreichen. Ansonsten wäre der nächste Unfall schon vorprogrammiert.
Die Bremshebelposition
Durch die senkrechte Anordnung der Bremsen ist das Fahrrad zusammengefaltet sehr kompakt. Das macht zwar Sinn, aber die Bremsenstellung ist für den Fahrbetrieb nicht ganz optimal.
Im Grunde richtet man die Bremshebel ja so aus, dass diese sich in Verlängerung der ausgestreckten Finger befinden, so dass man das Handgelenk nicht abknicken muss um an den Bremshebel zu gelangen.
Theoretisch könnte man jetzt beim Klapprad die Hebel weiter nach oben drehen, hätte aber beim Zusammenfalten den Nachteil, dass diese dann im Weg sind und zuvor wieder nach unten gedreht werden müssten.
Man muss sich also an die doch etwas ungewohnte Hebelposition gewöhnen. Alternativ könnte man auch sagen, dass das Klapprad während des Aufenthalts eh offen bleibt und man die Bremshebel dann anders ausrichten kann.
Hier wäre eventuell seitens des Herstellers die Überlegung, ob man hier nicht Schnellspannverschlüsse anbringen könnte, damit man die Bremshebel werkzeuglos verstellen kann.
Beleuchtung
Das Klapprad verfügt über ein “Light-In-System” was bedeutet, dass die LED-Frontleuchte in den Rahmen integriert ist. Die stellt zwar in erste Linie einen guten Diebstahlschutz dar, bringt zum anderen aber den Nachteil mit, dass der Lichtkegel immer stur geradeaus geht, was in Kurven ein Nachteil ist. Von den heutigen Fahrradlampen, die man am Lenker montiert, ist man zwischenzeitlich gewohnt, dass der Lichtkegel dem Lenkeinschlag folgt. Dies ist bei dem Klapprad nicht so, was dem verbauten Ort geschuldet ist.
Beide Lampen werden über Batterien betrieben (vorne AAA und hinten CR2032-Batterien)
Uns hätte gefallen, wenn das Tilt 720 ebenso wie das Tilt 740 über einen Nabendynamo verfügen würde, um so von externen Stromquellen unabhängig zu sein. Aber hier spielen natürlich auch die Kosten eine Rolle.
Diebstahlschutz
Wenn schon bei der Beleuchtung das Thema Diebstahlschutz angesprochen wird, dann widmen wir uns diesem Thema doch mal insgesamt.
Hier wäre es sicherlich interessant gewesen, wenn man vom Hersteller direkt eine Möglichkeit eine Schlosses oder abschließbaren Stahlseiles am Klapprad fest verbaut hätte.
So muss man ein separates Schloss mit sich führen, welches man aber aufgrund der Größe des Rahmens nicht so gut während der Fahrt an diesem befestigen kann.
Der Cleanride-Antrieb
Interessant ist der Cleanride-Antrieb mit Carbon-Antriebsriemen. Laut Hersteller als “sehr sauber, da ohne Fett, leicht und völlig geräuscharm” angepriesen müssen wir nach dem Test feststellen: Stimmt!
Läuft prima, macht keine fettigen oder öligen Hosenbeine und quietschen oder rattern tut auch nix. Zumindest nicht der Antrieb. Was man hört ist die Nabenschaltung die je nach eingelegtem Gang mal lauter oder leiser wird.
Der Vorteil an dem Antriebsriemen ist auch, dass man ihn einfach mit Wasser säubern kann. Also kein Fettentferner oder ähnliches, einfach Wasser und bei grober Verschmutzung eine Bürste dazu. Schont auch die Umwelt
In Sachen Haltbarkeit können wir leider noch keine Aussage treffen, aber wir werden dies natürlich beobachten und dann nachberichten, wenn der Carbon-Riemen mal seinen Dienst quittiert.
Unser Fazit
Im Grunde möchten wir das Klapprad Tilt 720 von B’TWIN im Urlaub und im Altag nicht mehr missen.
Es ist ein praktisches Teil, das schnell zusammengefaltet werden kann und somit beim Transport wenig Platz benötigt.
Preislich könnte man ja jetzt sagen, dass knapp 500 € für ein Urlaubsrad nicht unbedingt wenig ist, aber wenn man sich die Preise von Mitbewerbern im Faltradbereich anschaut, dann muss man schon sagen, dass wir uns hier im unteren Preisbereich befinden.
Bislang sind wir mit dem Preis-/Leistungsverhältnis zufrieden und werden wie bereits oben angekündigt im Herbst 2016 einen Bericht über den Dauertest des B’TWIN Tilt 720 nachreichen.
Man darf also weiterhin gespannt sein.
Das Rad könnt ihr direkt bei Decathlon im Onlineshop oder in einer Filiale vor Ort erwerben.
Ach ja, falls ihr Anregungen habt, was wir im Dauertest überprüfen könnten/sollten, dann bitte einfach hier einen Kommentar hinterlassen.
Der Beitrag B’TWIN TILT 720 Klapprad 20″ im Test erschien zuerst auf Rund ums Rad | Tested on Trail.